Das Titelthema der aktuellen Ausgabe Der Zeit, Ausgabe Nr. 18 , lautet:
„Wann sind wir erwachsen?“ und geht u.a. der Frage nach, ob wir wirklich mit dem Abitur (Maturain Österreich) eine Reifeprüfung absolviert haben – gewissermaßen eine staatlich oder gesellschaftlich erwünschte Reife. Oder ob nicht eine innere Reife, eine seelische Entwicklung, etwas ganz anderes ist. Zeigt sich überlegene Reife in der Anpassung an soziale Normen oder im Widerstand gegen sie? Ist die schwedische Greta Thunberg mit ihren 16 Jahren nicht sogar erwachsener, reifer, mutiger in dem wie sie sich den Herausforderungen der Klimakatastrophe stellt, als ihre Eltern oder Lehrer? „Ein Konzept des Erwachsenwerdens als vollständige Anpassung an die gerade herrschenden Verhältnisse würde der Demokratie jede Aussicht auf einen mündigen Bürger entziehen“ schreibt der Autor J. Jessen. Das finde ich auch.
Als Transaktionsanalytikerin habe ich mich lange mit dem Thema „Autonomieentwicklung“ beschäftigt – persönlich und in meiner Rolle als Coach. Ich bin der Frage nachgegangen, was der Begriff bedeutet und wie die Reise zu einem autonomen Menschen aussehen kann. „Freiheit in Verbundenheit“ ist mir einmal als Definition begegnet, die ich für mich als sehr passend und hoffnungsvoll erlebt habe. Als Bürger und Mensch haben wir Anpassungen zu leisten, oder vielleicht nennen wir es lieber Kooperation einzugehen: Also eine bewusste Entscheidung zu einem Verhalten, das der Gemeinschaft dient und ihr nicht schadet – und gleichzeitig auch mir selbst nicht.
Leider ist in der transaktionsanalytischen Literatur nicht viel Erhellendes zu finden zum Thema Autonomie. Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche gemacht.
Bei meiner weiteren Recherche bin ich vor vier Jahren dann über das Thema „Ich-Entwicklung“ gestolpert und habe mich mit dieser „Brille“ sehr angefreundet. Sie bietet mir konkrete Anhaltspunkte über innere Entwicklungsreisen und einen Ausblick auf Freiheiten jenseits von Konventionen. Wir finden in der Theorie der „Ich-Entwicklung“ 1o Entwicklungsstufen beschrieben, man kann sie auch als Reifegrade bezeichnen. Sie helfen dabei, sich selbst und seine bisherigen Errungenschaften in Sachen Autonomie einzuschätzen und Anhaltspunkte zu bekommen, wie der weitere Weg aussehen könnte und was er mir ermöglichen würde. Der Preis ihn zu gehen oder auch nicht zu gehen wird spürbar wenn ich das Thema an mich heranlasse.
Das Thema Erwachsen werden oder auch Persönlichkeitsentwicklunglässt mich mit Hilfe dieser Perspektive ganzheitlicher reflektieren und auf andere Fragen und Antworten stoßen.
Viele Menschen befinden Persönlichkeitsentwicklung als Privatangelegenheit. Aber wir haben uns selbst in jedem Moment und jeder Situation ob privat oder beruflich immer dabei. Wie ich denke und fühle und auf mich und die Welt schaue, wird maßgeblich mein Handeln bestimmen. Egal auf welcher Bühne.
Wenn Sie Lust haben, überlegen sie doch einmal, wie erwachsen Sie sich erleben auf ihren unterschiedlichen Lebensbühnen. Wo fühlen Sie den Druck, sich Konventionen anzupassen, wo die Lust, am liebsten mal Tabus zu brechen. Was würde erwachsener werdenfür Sie konkret bedeuten?
Gerne helfen wir Ihnen beim Reflektieren am 07. Juni in Köln.
Autorin: Claudia Fountain